Stellungnahme der Liberalen Rabbinervereinigung Zum 30. Jahrestag des Genozids von Srebrenica

11.07.2025

Am 11. Juli 2025 jährt sich das Massaker von Srebrenica zum dreißigsten Mal. Über 8.000 bosniakische Jungen und Männer wurden im Juli 1995 in und um die UN-Schutzzone Srebrenica ermordet. Dieses Verbrechen gilt heute als Genozid, begangen mitten in Europa, nur wenige Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Liberale Rabbinervereinigung gedenkt der Opfer mit Respekt und Mitgefühl. Unser Gedenken gilt auch den Überlebenden, den Familien der Ermordeten und allen, die bis heute mit den Folgen dieses Verbrechens leben.

Als jüdische Gemeinschaft, deren Geschichte in Europa von Verfolgung und Vernichtung geprägt ist, erkennen wir die Bedeutung von Erinnerung als Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Gewalt und Verantwortung. Erinnerung ist ein wichtiger Bestandteil öffentlicher Anerkennung und historischer Einordnung.

Für Deutschland hat dieses Gedenken eine besondere Relevanz. Die Auseinandersetzung mit der Shoah bildet einen zentralen Bestandteil der politischen Kultur. Eine offene und plural ausgerichtete Erinnerungskultur bedeutet jedoch auch, dass andere Verbrechen, wie der Genozid von Srebrenica, in das kollektive Gedächtnis einbezogen werden, nicht als Vergleich, sondern als Ausdruck gemeinsamer Verantwortung in Europa.

Der 11. Juli steht damit nicht nur für ein Gedenken an die Vergangenheit, sondern auch für die Aufgabe, Geschichte als Teil gegenwärtiger und zukünftiger politischer und gesellschaftlicher Verantwortung ernst zu nehmen: in Bosnien und Herzegowina, in Deutschland und in Europa.

Zichronam livracha – Möge das Andenken der Opfer ein Segen sein.

Meditation zum Gedenken an Srebrenica